Im Dorfkern von Basadingen ist ein Bijou entstanden: Rund zwei Jahre investierten Architekt Andreas Zahn und seine Frau Barbara in den Umbau eines Bauernhauses aus dem Jahr 1929. Mit viel Know-how, Kreativität und Geduld verwandelten sie es in ein modernes Wohnhaus nach Minergie-P-Eco-Standard. Das heisst: Die Gebäudehülle ist im Vergleich zum Minergie-Standard noch besser gedämmt. Der Zusatz Eco bestätigt, dass das Gebäude maximal energieeffizient und die Bausubstanz besonders gesund, ökologisch und kreislauffähig ist.
Eine Photovoltaikanlage schmückt das Dach des Bauernhauses von Familie Zahn in Basadingen. Alt und Neu wurden energieeffizient kombiniert.
Als Wertschätzung gewannen die beiden den Thurgauer Energiepreis 2023, an dem sich auch der HEV Thurgau beteiligt hatte. Im Interview blickt Andreas Zahn auf die intensive und lehrreiche Bauphase zurück.
Herr Zahn, wie lebt es sich im umgebauten Bauernhaus?
Aus dem Grossfamilien-Bauernhaus sind zwei kompakte Wohnungen entstanden, die in ihrem Grundriss effizient ausgenutzt wurden. Bezüglich des Wohnkomforts hat sich im Vergleich zu vorher einiges getan. Die Räume sind jetzt viel heller und grösser und es gibt keine Niveauunterschiede mehr. Ausserdem ist das Raumklima einzigartig: Eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung sorgt für optimalen Luftaustausch. Die atmungsaktiven Lehmwände wirken unter anderem in Bezug auf Feuchtigkeit regulierend. Die Speichermasse der bestehenden Bausubstanz konnte mit einer Aussen-Korkdämmung noch effizienter genutzt werden – was sich im Sommer und Winter deutlich bemerkbar macht.
Korkdämmung aussen.
Wie hat sich der Umbau auf den Energieverbrauch ausgewirkt?
Die energetische Sanierung hat sich allemal gelohnt – für Umwelt und Portemonnaie: Vor der Sanierung lag der Verbrauch bei etwa 45'000 Kilowattstunden pro Jahr, jetzt sind es nur noch 9000 Kilowattstunden. Energieeffizienter wurden wir auch im Alltag – so waschen wir nun, wenn möglich, bei Sonnenschein.
Sie haben die Materialien so verbaut, dass sie in Zukunft wieder verwendet werden können. Lässt sich das überall umsetzen?
Materialien zu verbauen, die sortenrein demontiert und zukünftig wiederverwendet werden können, lässt sich überall umsetzen. Dies gehört zum zirkulären Bauen dazu. Es braucht Sensibilisierung und Umdenken in der Baubranche – angefangen in der Planung. Je mehr wir rückbaubare Konstruktionsweisen und wiederverwendbare Bauteile haben, desto einfacher und praktikabler wird es in Zukunft.
Wo haben Sie konkret wiederverwertbare Materialien in Ihrem Haus verwendet?
Das Organisieren von wiederverwendbaren Baumaterialien war für uns persönlich sehr wichtig, wenn auch etwas zeitintensiv. Beispiele dafür sind: Schulwandtafel als Wand im WC, Deckentäfer, Dreischichtplatten, Aussentreppe, Innen- und Aussentüren, Elektrogeräte, Stahlträger, Riemenboden, Bachsteine, Dämmung, einige Fenster und vieles mehr.
In der Toilette wurden Schulwandtafeln verbaut.
Welche Reaktionen haben Sie nach dem Gewinn des Energiepreises erhalten?
Nur positive: Viele Menschen interessieren sich für den Umbau und sind begeistert von den kleinen Details, wie zum Beispiel der Klappbadewanne, der Holzdusche mit Wärme-Rückgewinnung des Warmwassers, der Korkdämmung oder auch der vielen wiederverwendbaren Bauteile. Es entstehen anregende Gespräche und die Begeisterung springt über. Die Reaktionen bestärken uns in unserer Philosophie und sind zugleich eine Art Wertschätzung. Wir wünschen uns, ein Vorbild sein zu dürfen und die Leute zum Nachdenken und Handeln anzuregen.
Das Badezimmer verfügt über eine Klappbadewanne und eine Holzdusche mit Wärme-Rückgewinnung des Warmwassers.
Was raten Sie Eigentümerinnen und Eigentümern, die ihr Haus nach Ihrem Vorbild umbauen möchten?
Informiert euch und sucht erfahrene Fachleute, die eure Philosophie teilen und euch unterstützen. Habt den Mut, Neues zu wagen!