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Sanierung und Hagelschutz

31.08.2023 Lukas Weibel, Kommunikation Naturgefahren-Prävention, schutz-vor-naturgefahren.ch

Hagel verursacht jährlich Gebäudeschäden in Millionenhöhe. Mehr als ein Drittel der Schäden durch Naturereignisse ist darauf zurückzuführen. Präventive Schutzmassnahmen sind besonders wichtig.

Verteilt über die Lebensdauer eines Gebäudes muss mindestens einmal mit Hagelkörnern von 3 cm Durchmesser gerechnet werden, mit Blick auf die Klimaerwärmung eher noch häufiger. Ein Hagelkorn dieser Grösse prallt mit einer Geschwindigkeit von rund 85 km/h auf. Bei nicht geprüften und nicht von sich aus hagelresistenten Bauteilen kann ein solcher Aufprall massive Schäden verursachen. Im schlimmsten Fall können Risse entstehen. Wird dabei die Gebäudehülle undicht, kann Wasser eintreten und hohe Folgeschäden verursachen. 

Hagelgefährdung am Standort

Sanierungen und geplante Arbeiten rund um die Gebäudehülle sind der perfekte Zeitpunkt, um auf den Hagelschutz zu achten, insbesondere bei energetischen Sanierungen von Dach und Fassade. Hagelsichere Bauprodukte kosten meist nicht mehr als solche ohne nachgewiesenen Hagelschutz. Bei der Sanierung das Gebäude gleich hagelsicher zu machen, ist deshalb in der Regel nicht mit Mehrkosten verbunden.

In einem ersten Schritt ist es wichtig, sich einen Überblick über die Hagelgefährdung am Standort zu verschaffen. Mit dem Naturgefahren-Check der Informationsplattform www.schutz-vornaturgefahren. ch kann mittels Eingabe des Gebäudestandorts die lokale Gefährdung durch Hagel und andere Naturgefahren abgerufen werden.

Typische Schäden an Gebäuden

Wenn Hagelkörner auf das Gebäude aufschlagen, führt das bei einigen Materialien zu Dellen, Verbiegungen und Oberflächenschäden. Besonders empfindlich sind beispielsweise verputzte Fassaden und Aussenwärmedämmungen. Nehmen diese Feuchtigkeit auf, muss mitunter die gesamte Fassade saniert werden. Schäden an Storen, Solaranlagen, Kunststoffelementen wie Lichtkuppeln oder freiliegenden Dichtungsbahnen sowie ästhetische Schäden an Anstrichen und Lasuren sind ebenfalls häufig.

Doch Hagelschäden und ihre Folgen lassen sich vermeiden. Wer sich ohnehin mit der Sanierung von Dach und Fassade beschäftigt, sollte die Gelegenheit nutzen und frühzeitig an Hagelschutz denken. Oft lässt sich so ohne Zusatzkosten ein besserer Schutz erreichen. Müssen bei Erneuerungen beispielsweise Lichtkuppeln aus Kunststoff geschützt werden, sind vorgelagerte Schutzgitter oder -netze eine gute Alternative zum Einbau von widerstandsfähigeren Lichtkuppeln aus Glas.

Hagelsichere Bauteile finden

Neben hagelunempfindlichen Materialien wie Beton oder genügend starkem Glas gibt es für sämtliche Elemente der Gebäudehülle eine Vielzahl hagelgeprüfter Produkte. Im Hagelregister (www.hagelregister.ch) finden sich Bauteile, die nach einheitlichen Prüfbestimmungen an sieben Prüfinstituten in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland getestet und in die fünf Hagelwiderstandsklassen gegliedert werden. Die Gültigkeit der Prüfzertifikate wird laufend kontrolliert.

Das Hagelregister beinhaltet unterschiedlichste Bauteile der Gebäudehülle und kann zielgerichtet nach deren Anwendung und weiteren Suchkriterien wie Hersteller oder Hagelwiderstand durchsucht werden.

Hagelwiderstandsklassen und das Prüfverfahren

Für Bauteile sind fünf Hagelwiderstandsklassen definiert: HW 1 bis HW 5. Die Ziffern entsprechen der maximalen Korngrösse in Zentimetern, der ein Bauteil standhält. Je höher der HW-Wert, desto höher der Hagelwiderstand. Als allgemeine Empfehlung für reguläre Gebäude wie Einfamilienhäuser gilt, die gesamte Gebäudehülle gegen 3 cm grosse Hagelkörner zu schützen, also Bauteile mit einem Hagelwiderstand von HW 3 zu verwenden. Dies ist ohne wesentliche Mehrkosten zu erreichen und wird zudem von der Norm SIA 261 / 1 «Einwirkungen auf Tragwerke – Ergänzende Festlegungen» für alle Neubauten gefordert. 

Zur Ermittlung des Hagelwiderstands von Bauteilen werden in anerkannten Prüflaboren Hagelschläge simuliert. Dabei werden die Bauteile mit Eiskugeln unter genau definierten Bedingungen beschossen und anschliessend beurteilt. Bei den Tests wird das Bauteil in einen realistischen Systemaufbau montiert und mit unterschiedlich grossen Eiskugeln an definierten Stellen mehrfach beschossen. Dafür werden speziell entwickelte Hagelwerfer eingesetzt. Anhand der Schäden, die durch den Beschuss auftreten, erfolgt die Zuordnung in die verschiedenen Hagelwiderstandsklassen (HW 1 bis HW 5). Ein Hagelwiderstand von HW 4 bedeutet beispielsweise, dass das geprüfte Produkt einem Hagelkorn von vier Zentimetern Durchmesser ohne Schaden standhält. Die Prüfzertifikate sind jeweils fünf Jahre gültig. Danach müssen sie verlängert werden. So ist stets gewährleistet, dass die Bauteile im Hagelregister den aktuellen Erkenntnissen und Qualitätsansprüchen genügen.

Wenn Sie nun an eine Sanierung oder einen Neubau denken, berücksichtigen Sie auch den Hagelschutz. Prüfen Sie den Standort mit dem Naturgefahren-Check, und finden Sie ganz einfach robuste und hagelgeprüfte Bauteile im Hagelregister. So können Hagelschäden und vor allem ihre Folgen vermieden werden.